Das elektronische Noise-Trio HEALTH aus Los Angeles besticht einmal mehr mit ihrem äußerst eigenen Sound zwischen Industrial, Goth-Disco und Metal-Club.
von Michael Thieme
„Das soll Metal sein? Nicht Dein Ernst“ Meine Lebensgefährtin hat etwas anderes erwartet, als ich verkündigte, jetzt mal „was Derberes“ aufzulegen, zu Recherchezwecken natürlich. Und weil es Spaß macht. Also, eher mir als ihr, in der Regel. Bei Health verhält sich das etwas anders, was zum einen an den knalligen Techno- oder Industrial-Beats liegt, die ihr als Neubauten-Fan durchaus ebenso reinlaufen. Und mehr noch an dieser harmlos wirkenden Stimme von Jake Duzsik, der ebenso für die Gitarren zuständig ist und New Wave, Post-Punk sowie vor allem Shoegaze zum Soundbild addiert. Bei Ministry hätte sie die Tür zwischen unseren Bereichen geschlossen, hier konnte sie offen bleiben.
Metal? Noise-Rock?
Ist das noch Metal?
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Nee, natürlich nicht wirklich. Noise-Rock? Nur, wenn man damit nicht Brachialkünstler assoziiert wie die frühen Swans oder Gitarrenmalträtierende wie Unsane oder die Melvins, sondern die Elektro-lastigen Vertreter zum Maßstab nimmt wie etwa Suicide. Oder Godflesh. Die finden wir übrigens auch auf diesem, dem inzwischen siebten Studialbum (ohne Remix-Alben) vor: „Like Rats“ wird auf „SICKO“ zitiert. Niemand, bei all den als Referenz genannten Bands, singt dabei jedoch so schön unaufgeregt wie Jake Duzsik, was gerade bei einem Kracher wie „DSM-V“, der noch am meisten an Ministry erinnert, für einen reizvollen Kontrast sorgt und das ganze auch für meine Lebensgefährtin interessant macht.
HEALTH schreiben sich ganz unaufgeregt groß
Die durch ihre Zusammenarbeit mit diversen Künstler.Innen oder Formationen wie u.a. Xiu Xiu, Nine Inch Nails oder allem Crystal Castles sowie durch ihre Soundtracks zu Videospielen wie „Max Payne 3“ bekannt gewordenen HEALTH (das Trio besteht auf eine Schreibweise mit ausschließlich Großbuchstaben) stellen soundtechnisch inzwischen einen ziemlichen Solitär dar, der sie mit Kolleg.Innen verschiedenster Genres tourtechnisch kompatibel macht und ihnen sogar Slots beschert auf großen Metalfestivals wie dem Full Force oder dem Graspop. Inhaltlich ist „Rat Wars“, wie gegenwärtig so vieles, von den Auswirkungen der Pandemie geprägt sowie spirituellen und gnostischen Gedankengängen. Wer mag, kann z.B. hier in ebendiese eintauchen.
„Und? Spielen die bald in der Nähe?“ Leider erstmal nicht, aber ich werde darauf zurückkommen, wenn ich diesbezüglich mehr weiß. Versprochen.
„Rat Wars“ von HEALTH erscheint am 16.02.2024 bei Loma Vista Recordings. (Beitragsbild von Mynxii White)
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